Wie Jugendliche zu IS-Kämpfern werden
Die Jugendlichen, die sich dem „Islamistischen Staat“ anschließen, kommen aus allen Schichten. Was sie allesamt teilen: sie haben keinen bestimmten Persönlichkeitstyp, sondern empfinden in ihrem Leben Frust, Ausgegrenztheit und Minderwertigkeit, unabhängig, ob berechtigt oder nicht. Zudem sind sie nicht in der Lage, ihr Leben selbstständig in die Hand zu nehmen.
Wichtiger als die Persönlichkeit ist die Macht der Situation: In einerPhase großer Unsicherheit und Desorientierung ist das Fenster für eine Ansprache von außen weit offen. Mit wem sie in dieser Zeit in Kontakt kommen, wird oft vom Zufall bestimmt. Das Religiöse ist nicht das Primäre, was sie suchen, sondern ein Milieu, ein Lebensgefühl, eine Stimmung, in die sie eintauchen können. Da geht es um Aufmerksamkeit, Überlegenheit, Eindeutigkeit, Anerkennung – alles, was ihnen in ihrem Leben fehlt.
Menschen in dieser Lebensphase können in allen möglichen Gruppen landen: bei den Zeugen Jehovas, bei Weltuntergangssekten, autonomen Tierschützern, Linksextremisten, Neonazis – oder eben bei den Dschihadisten. Der Prozess der Manipulation ist immer derselbe und besteht aus drei Phasen: aufbrechen, verändern und fixieren. Allerdings betreibt der Dschihadismus aktuell das beste Marketing (z.B. mittels Videos in sozialen Netzwerken) und ist viel angesagter, aktueller und adäquater für die Suche der Jugendlichen nach Bestätigung.