Die Astroten-Studie

Portrait of sexy unsmiling nurse with stethoscopeWie gehorsam sind Krankenschwestern?

In einem Experiment erhielten diensthabende Krankenschwestern verschiedener Krankenhäuser den Telefonanruf eines Arztes, dem sie nie persönlich begegnet waren. Der Arzt nannte seinen Namen und sagte, er sei am selben Tag vor einigen Stunden im Krankenhaus gewesen, um einen Patienten zu untersuchen. Er käme später zurück, wolle aber, dass der Patient in der Zwischenzeit ein bestimmtes Medikament bekäme.

Der Arzt bat die Schwester, im Medizinschrank nachzusehen, ob er das Medikament Astroten enthielte. Die Schwester sah nach und fand eine Packung mit der Aufschrift: ASTROTEN, 5 mg-Kapseln, Durchschnittsdosis 5 mg, Tägliche Höchstmenge 10 mg.

Als die Schwester zum Telefon zurückkehrte, ordnete der Arzt an, sie solle dem Patienten 20 mg Astroten geben. Er käme in 10 min, um die Anweisung zu unterschreiben, das Medikament solle aber sofort verabreicht werden. Ein beobachtender diensthabender Arzt beendete das Experiment, nachdem er das Verhalten der Krankenschwester notiert hatte.

Die Aufforderung des Arztes widersprach einigen Krankenhausregeln. Nicht nur, dass die verschriebene Menge das Doppelte der täglichen Höchstmenge war – es ist auch nicht erlaubt, medizinische Anordnungen per Telefon zu geben. Astroten stand außerdem nicht auf der Medikamentenliste des Krankenhauses und wurde von jemandem verschrieben, den die Schwester nicht kannte. Dennoch begannen 95 % der Schwestern (21 von 22), das Medikament zu verabreichen.